Der Weg

Warum Santiago?

Der Jakobsweg in Spanien ist einer der bekanntesten Fernwanderwege. 100 Kilometer vor der spanischen Atlantikküste liegt Santiago de Compostela. 2015 sind mehr als 200.000 Pilger dort angekommen. Zumindest hat das Pilgerbüro so viele Pilgerurkunden ausgegeben. Dazu muss man wissen, die Urkunde bekommt, wer mindestens die letzten 100 Kilometer zu Fuß gegangen ist oder 200 Kilometer Fahrrad gefahren ist. Ein ziemlicher Ansturm.

2006 bin ich den Weg bereits gegangen, damals waren schon viele Menschen unterwegs, aber in den vergangenen Jahren sind es nochmal ordentlich mehr geworden. Die Veröffentlichung eines Reiseberichts durch einen bekannten Komiker hat da auch einen Teil zu beigetragen.

Eine Reihe von Rucksäcken vor der Pilgerherberge in Ponferrada auf dem spanischen Jakobsweg

So könnte man meinen, nichts wie weg vom Jakobsweg, wenn man Ruhe und Einsamkeit sucht. Inzwischen soll es gar so sein, dass Pilger in der Herberge morgens um drei aufbrechen, damit sie auch ja rechtzeitig an der nächsten Herberge sind, um einen Schlafplatz zu ergattern. Und da viele Menschen dazu neigen, ihren Rucksack nicht schon abends für den nächsten Tag zu packen, sondern morgens nach dem Aufstehen damit anfangen, ist dann an Schlaf nicht mehr zu denken. Das Geräusch von Dutzenden von knisternden Plastiktüten in denen Zahnpasta, Socken und Proviant verstaut werden, treibt einen in den Wahnsinn. Wieder ein Grund, um einen großen Bogen um den Jakobsweg zu machen.

Aber dieses Mal wird wie so oft alles anders. Ich werde mein Zelt dabei haben und in den meisten Herbergen kann man gegen kleines Entgelt das Zelt im Garten aufschlagen. Dann können sie im Schlafraum so viel knistern, rascheln, telefonieren und erzählen werden wie sie wollen – mir ist es egal. Ich bin autark und kann mich in meinem Tagesablauf nur nach meiner Lust und Laune richten.

Wegzeichen des Jakobsweges mit der Angabe null Kilometer bis zum Ziel in Finisterra

Mein eigentliches Ziel wird Finisterra sein, 100 Kilometer westlich von Santiago. Da ist – wie der Name schon sagt – die Welt zu Ende. Es kommt noch jede Menge Wasser und dann irgendwann Amerika. Sollte ich dann nach knapp 3.500 Kilometern noch nicht genug haben, fahre ich eben noch schnell nach Portugal.

Wie sieht der Plan aus? Von Zuhause – also Schwerin – geht es nach Südwesten und bei Dömitz über die Elbe. Über Celle und das Steinhuder Meer Richtung Teutoburger Wald. Dann durch das Sauerland Richtung Köln. Anschließend will ich den Rhein aufwärts bis Basel fahren, nach einem kurzen Abstecher in den Südschwarzwald in die Schweiz auf die Mittelland-Route, die über Solothurn und den Lac de Neuchâtel bis nach Lausanne führt. Von da bis Genf ist es nur noch ein Katzensprung. In der Schweiz wird ein wenig Geschwindigkeit angesagt sein, weil ich sonst spätestens in Genf pleite bin.

Hinter Genf werde ich dem Lauf der Rhône folgen, aber so abkürzen, dass ich Lyon auslasse. Bei Valence dann wieder an die Rhône und deren Lauf bis ans Mittelmeer folgen. Richtung Westen bis Narbonne und dann ab in die Pyrenäen. Über den Somport-Pass nach Spanien und anschließend den Camino Aragonés und den Camino Francés.

So zumindest ist die grobe Planung. Wie lange ich brauche, weiß ich noch nicht. Ich will mir genügend Zeit lassen, um mehr zu sehen als Asphalt und Straßenschilder. Klar kann man jeden Tag 100 Kilometer oder mehr runterreißen. Aber warum sollte man das tun?

Spannend wird es in jedem Fall.

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