Karma in Köln

So. Eine kurze Entwarnung an alle, die in den vergangenen Tagen mitgefiebert haben.

Und weil es mir gerade richtig gut geht, ist das der Blog der Selfies.Ich bin heute in Düsseldorf gestartet und es ist wirklich erstaunlich, wie viele Schleifen der Rhein südlich von Düsseldorf macht. Ich habe zwar die eine oder andere Kurve schon abgekürzt, aber nach 20 Kilometern kam immer noch eine Ortschaft, die mit Düsseldorf-Soundso anfing. Da hat man den Eindruck, man kommt überhaupt nicht voran.

Aber eine Pilgerfahrt ist eben ein langer Weg, der manchmal endlos erscheint. Je länger ich unterwegs bin, desto mehr wird mir aber bewusst, dass sich Dinge nicht sofort und von heute auf morgen lösen lassen. Gelassenheit ist nicht so leicht zu lernen. Und schon gar nicht, wenn man eigentlich immer alles lieber gleich als jetzt erledigen will.

Und btw, Gelassenheit ist nichts für Weicheier, die ansonsten Ikebana oder Yoga zum Lebensziel erklären. Ich sitze gerade in Wesseling und aus dem Zimmer sehe ich den Rhein, wie er da fließt und fließt und fließt und fließt. Ich habe jetzt nicht bei Wikipedia geschaut, seit wann er da schon so vor sich hin fließt. Aber ein paar zehntausend Jahre mögen das sein.

Hatte der Rhein es eilig als er angefangen zu fließen? Nö. Der ist wahrscheinlich einfach den Weg des geringsten Widerstands gegangen. Flüsse machen das so. Und dann fließen sie so vor sich hin. Nur manchmal zeigen sie unserer tollen Zivilisation, was sie so alles können. Einfach mal ein bisschen mehr fließen. Beispiele kann man sich bei youtube unter den Stichworten „Hochwasser Köln“ oder „Hochwasser Düsseldorf“ suchen. Und das alles mit der totalen Gelassenheit.

Aber was ganz anderes. Mit dem Fahrrad in Köln vor dem Dom zu stehen, und zu wissen, dass man das alles von Klein Rogahn geradelt ist (die 30 km zwischen Hemmerde und Dortmund lasse ich jetzt mal aus), ist schon ein geiles Gefühl. Wohlwissend, dass das erst ein kleines Stück der gesamten Pilgerfahrt ist, und dass ich noch eine ganze Menge Schweiß und sicher auch mal die eine oder andere Träne vergießen werde. Alles was bislang an Steigungen auf dem Weg lag, war Pillepalle gegen das, was noch kommen wird. Aber nichtsdestotrotz, in Köln vor dem Dom zu stehen, hatte etwas. Ein ähnliches Gefühl hatte ich eigentlich nur, als ich zu Fuß in Venedig nach der ersten Alpenüberquerung ankam. Ich wollte in Punta Sabioni eine Karte für die Überfahrt nach San Marco kaufen und stand bei der Schaffnerin mit Tränen in den Augen. Trotz meines nahezu perfekten Italienisch (prust), habe ich kein Wort rausbekommen. So schlimm war es heute in Köln nicht. Immerhin gab es am Dom einen speziellen Pilgerstempel in den Credenzial. Für die Atmosphäre haben dann schwedische Eishockey-Fans gesorgt, die sich in Vorbereitung eines WM-Spiels, das am Nachmittag stattfand, mit den örtlichen Alkoholpreisen angefreundet haben. Ihre slowakischen Artgenossen haben allerdings nichts unterlassen, um bereits vor dem Spiel auszugleichen. Gute Stimmung, laut, nicht pilgerkompatibel, aber spaßig.

Und dann der Rhein. Ich liebe diesen Fluss. Bin ihn bereits 2011 von Köln bis Mannheim gefahren. Das ist so ein mächtiger Strom, dass ich ihn jeden Meter genieße. Und ich bin froh, dass er mich jetzt bis Basel begleiten wird.

Ein Kommentar zu “Karma in Köln

  1. Hallo Christian, du hast geschrieben, du liebst diesen Fluss – da ist es doch wieder: der WEG ist das ZIEL !
    Es freut mich für dich, dass nun endlich mal schönes Radfahrerwetter ist. Als ich heute früh zur Arbeit fuhr und die Luft so klasse war ,musste ich an dich denken und hab dich schon ´n kleines bisschen beneidet …. sommerliche Abendgrüße aus Celle

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