Morgen steht der vorletzte Tag in Deutschland an, bevor es in die Schweiz geht. So sei ein kurzes Zwischenfazit erlaubt.
Die ersten inzwischen fast 1.200 Kilometer waren geprägt von Muskelkater, Knieschmerzen, Regen und Kälte in den ersten Tagen, einem grandiosen Besuch bei Anja und Axel in Dortmund, dem Kölner Dom, dem mittleren Rheintal und einem ermüdend langweiligen Rheindamm zwischen Karlsruhe und Breisach. Es war mehr Kilometerfressen als Pilgerfahrt, mehr Sport als Besinnung.
Aber wie oben gesagt, es gab diese positiven Momente, die man bei einer Reise per Zug oder Auto nicht erleben kann. Ins Auto setzen und zum Kölner Dom fahren würde wahrscheinlich dazu führen, dass ich ankomme und denke, was für ein Trubel. Die Menschenmengen sehe ich aber nicht, wenn ich aus eigener Kraft ein Ziel erreicht habe. Dann überwiegt die Freude über die eigene Leistung.
Auch wenn der Rheindamm im mittleren und südlichen Baden nach 80 Kilometern irgendwann langweilig wird, weil sich die Landschaft überhaupt nicht abwechselt und er teilweise schnurgerade verläuft, so dass man sieben oder acht Kilometer des kommenden Weges sieht, hatte ich dort doch das Gefühl, jetzt endlich auf Pilgerreise zu sein. Vielleicht ist es der Eindruck der breiten Rheinebene zwischen Schwarzwald und Vogesen, die einem dieses Gefühl von Freiheit gibt.
Der Badener (für Ortsunkundige: Sage niemals Badenser.) genießt das Leben. Das sieht man den Ortschaften auch an. Nun sind die Menschen ja auch vom Wetter verwöhnt. Während in Schwerin noch die Schneeschieber vor der Tür stehen, werden in Südbaden schon die Sonnenschirmchen vor die Gaststätten gestellt. So lässt es sich leben. Es gibt eben badische und unsymbadische.
Eigentlich wollte ich heute noch über zwei Dinge schreiben, die mir positiv und negativ in den vergangenen drei Wochen aufgefallen sind. Ich will es aber zunächst bei der positiven Sache belassen.
Es wird Zeit, ein dickes Lob für die deutschen Jugendherbergen auszusprechen. Ich war jetzt in sechs. Alle Häuser sind absolut super. Freundliches Personal, das den Servicegedanken verinnerlicht hat, tolle Zimmer, eine hervorragende Ausstattung. Das hat nichts mehr mit den Häuser zu tun, die wir von Klassenausflügen vor vierzig Jahren kennen, die meistens von einem faschistoiden Herbergsvater geleitet wurden. Für Reisende sind Jugendherbergen die ideale Unterkunft.
Das Negative wäre der Zustand des deutschen Radwegs als solchem. Aber das hebe ich mir für später auf.
Nach vier Tagen Warten auf einen neuen Eintrag war ich ja schon wieder in Sorge! Aber – alles gut. Wir freuen uns! Nils von Klitschko zurück. Grüße und alles Liebe aus dem Winfridweg
LikeLike