
Der Asphalt ruft. Spanien, sprich die Via de la Plata von Sevilla nach Santiago de Compostela, ist im April ja nichts geworden. Ich habe immer noch ein wenig damit spekuliert, das im Spätsommer nachzuholen. Aber Quarantäne, Testungen und Einschränkungen meiner Freiheit beim fahren sind nicht meines. Deshalb jetzt nicht nach Süden, sondern von Westen.
In der kommenden Woche werde ich starten. Gut zunächst mit dem Zug. Ein paar Stunden unter Maske von Schwerin nach Amsterdam. Das nehmen ich noch in Kauf. Wird zwar nicht angenehm, aber es hilft nicht. Die Fahrkarte ist gekauft und der Campingplatz im Osten von Amsterdam schon ausgeguckt. Und danach entscheide ich im wahrsten Sinne des Wortes nach Wind und Wetter. Wenn der Wind günstig steht, geht es in Richtung Nordwesten über Alkmaar an die Nordseeküste und dann wieder nach Nordosten zum Abschlussdeich.
Der ist für Räder gerade gesperrt, aber man kann wohl das Rad im Bus mitnehmen. Über den Deich mit dem Rad ist sowieso so eine Sache. 32 Kilometer nur umgeben von Wasser, heißt auch 32 Kilometer umgeben von Wind. Wenn man da den falschen Tag erwischt und der Wind aus Nordost kommt … Na schönen Dank auch.
Dann nach Harlingen und durch Ortschaften mit so lustigen Namen wie Sexbierum (was muss man sich darunter vorstellen?), Tzummarum (ein hochprozentiges griechisches Getränk?) und Sint Anaparochie (das hört sich nun aber wirklich ziemlich schräg an). Es wird also nicht nur eine Radtour, sondern auch eine Sprachreise.
Ob man von Delfzijl über die Emsmündung nach Emden kommt, muss ich sehen. Wenn nicht, geht es über Leer nach Ostfriesland hinein. Und dann immer quer, wie gesagt nach Wind und Wetter. Als geübter Mitteleuropäer gehe ich von einer stabilen Westwindlage aus. Das sollte mich dann nach Bremerhaven führen. Weiter nach Stade und dann entscheide ich, ob der Spaß beendet und mit dem Zug nach Hause gefahren wird. Wenn der Westwind stabil ist, fahre ich über Hamburg nach Schwerin.
Das hätte auch mal was: Nicht zuhause losfahren, sondern zuhause ankommen. So ist der Plan. Aber bei allem weiß ich natürlich: Willst Du Gott zum Lachen bringen, mache einen Plan! Es kann auch alles anders kommen. Das Schönste ist wie immer: Ich lasse mich überraschen.