Ich habe mich wohl geirrt

Eigentlich müsste der Wind in Holland ja von Westen kommen. Aber anscheinend nicht immer. Ich habe wohl die Woche erwischt, wo er aus Nordost kommt. Aber der Reihe nach.

Frohgemut trotz Gegenwind

Holland ist ein schönes Land. Das fängt schon in Amsterdam an. Lustige, entspannte Menschen. Wenn man in der richtigen Ecke landet, aber auch ziemlich viel Kiffer, die den persönlichen Drogenkonsum schon seit Jahren nicht mehr unter Kontrolle zu haben scheinen. Na ja, jeder wie er meint. Ich bin ja aber nicht für Feldstudien hier, sondern um Rad zu fahren. Und das geht in Holland sehr gut, meistens. Vor dem Bahnhof in Amsterdam musste ich bestimmt eine halbe Minute warten, um mich auf dem Radweg in die Schlange der Radfahrer einzureihen. Dafür gehen dann aber mehr oder weniger Autobahnen für Radfahrer durch die Stadt. Rote Fahrradampeln habe; für den niederländischen Radfahrer eher empfehlenden Charakter und die einzige Gefahr geht von den Straßenbahnen und ihren Schienen aus.

Dafür passt die Ausschilderung. Ich bin noch nie so problemlos aus einer großen Stadt rausgekommen, ohne mich einmal zu verfahren. Das ist fein und alle Fahradwegeerrichtungsplaner in Mecklenburg-Vorpommern könnten hier noch ordentlich was lernen. Von den bewachten Fahrradgaragen will ich gar nicht anfangen. Zwei Fliegen könnte man mit einer Klappe schlagen: Die Menschen könnten ihre Räder sicher abstellen und es würden Arbeitsplätze für schlecht vermittelbare, minder qualifizierte Arbeitslose geschaffen. Und eine solche Fahrradgarage kostet sicher nur den Bruchteil eines Autobahnkilometers.

Genug der politischen Bildung. Jetzt folgt die überraschende Erkenntnis des Tages. Wahrscheinlich weht der Wind in Holland 51 Wochen im Jahr von Westen. Nun ich habe die eine andere Woche erwischt. Nordost ist der aktuelle Slogan. Also hieß es heute entweder Wind von vorne oder Wind von vorne rechts. Treten, treten, treten und dabei das Gefühl haben, nicht von der Stelle zu kommen. Nicht schön, aber notwendig. Und da Holland – Achtung zweite Überraschung – ein flaches Land ist, in dem die höchsten Erhebungen die Buckel auf den Golfplätzen sind, war es erträglich. Nur mal so am Rande: Was sind das eigentlich für Menschen, die sich durchaus noch im arbeitsfähigen Alter befinden und morgens um 10 auf einem Golfplatz anzutreffen sind? Da habe ich wohl in den vergangenen 35 Jahren etwas falsch gemacht.

Egal. Ich fahre lieber Rad, als mich darüber zu ärgern, dass ein kleiner Ball nicht in ein Loch auf einer Wiese fliegt. Auf dem Rad kommt man auch ans Meer. Da ist zwar noch mehr Wind, aber es ist schön dort. Die Sonne scheint, man bekommt Farbe und es fliegen lustige Drachen im Wind. Was will man mehr?

Und immer noch Norden an der Küste entlang, kommt ein großer Deich und wenn man auf dem Radweg darunter fährt, hat man den Eindruck, das hört nie wieder auf. Tut es aber doch, wenn man in einen Ort mit dem lustigen Namen Petten kommt. Dort ist ein Campingplatz auf dem man sein Zelt aufbauen, suchen, lekker (ich assimiliere mich) essen kann und einen schönen Platz zu schreiben findet. Alles gut!

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